Die Kieler Sternwarte

 

Inhaltsverzeichnis

1. Geschichte der Kieler Sternwarte. 1

2. Astronomen an der Kieler Sternwarte. 1

3. Zeitleiste Astronomiegeschichte in Kiel 2

4. Publikation „Astronomische Nachrichten“. 2

 

1. Geschichte der Kieler Sternwarte

1.1 Überblick

 

Die Astronomie an der Kieler Universität „Christiana Albertina“ kann auf eine über dreihundertjährige Geschichte zurückblicken. Schon seit dem Gründungsjahr der Universität (1665) hält Samuel Reyher -  neben mathematischen und juristischen - auch astronomische Vorlesungen. Zwischen 1769 und 1820 gab es eine erste Sternwarte (in einem Turm des Kieler Schlosses, betreut von Johann Friedrich Ackermann); 1872 wurde die Altonaer Sternwarte nach Kiel verlegt, wo sie bis 1938 bestand.

Auch an der Entwicklung der Astrophysik im heutigen Sinne hat Kiel einen Anteil: Hermann Carl Vogel - der spätere Leiter des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam - arbeitete 1870 - 1874 an der Privatsternwarte des Kammerherrn von Bülow auf dem Gut Bothkamp ca. 20 km südlich von Kiel. Er war einer der ersten, die die visuelle Spektroskopie von Sternen versuchen, und es gelang ihm 1871 die Beobachtung der Rotation der Sonne aus dem Dopplereffekt der Spektrallinien. Da bei der Schließung der Bothkamper Sternwarte einige Instrumente und die Bibliothek in den Besitz der Kieler Sternwarte übergingen, kann man sie mit einigem Recht neben der Altonaer Sternwarte zu den Vorläufern des heutigen Instituts rechnen.

Die heutige Ausprägung und den guten internationalen Ruf verdankt die Kieler Astrophysik zu einem großen Teil dem Wirken von A. Unsöld, der das Institut von 1932 bis 1973 leitete. Zusammen mit zahlreichen Schülern zählt Unsöld zu den Begründern der modernen Theorie der Sternatmosphären - noch heute einer der Schwerpunkte der Forschung in Kiel.

Auch der in den letzten Jahren hinzugekommene Forschungsschwerpunkt der extragalaktischen Astrophysik ist in Kiel nicht ohne Tradition. Vor mehr als 70 Jahren setzte Carl Wilhelm Wirtz nach seiner Berufung als Observator der Kieler Sternwarte seine in Straßburg begonnene Untersuchung an Spiralnebeln fort und schlussfolgerte 1918, dass sie außerhalb unserer eigenen Milchstraße liegen und ein System bilden, das relativ zur Sonne expandiert. Die verschiedenen Arbeitsgebiete ergänzen sich, denn die Analyse von Sternen, die Bestimmung ihrer Elementhäufigkeiten, ihrer Verteilung und ihrer Kinematik ist mit der Fragestellung nach der Struktur und Entwicklung von Galaxien eng verknüpft.

1.2 Observatorium im Kieler Schloss

Vom Tode Reyhers (1714) bis zur Errichtung des Schlossobservatoriums durch Johann Friedrich Ackermann 1769 wird in Kiel keine praktische Astronomie betrieben. Nur nebenbei halten Physiker und Mathematiker astronomische Vorlesungen. So hält z.B. Friedrich Koes (1684 – 1766) als Nachfolger Reyhers als Ordinarius für Mathematik Vorlesungen über die Bewegung der Erde und die „scientia cosmica“. Auch bei den Mathematikern Jöns Matthias Ljungberg (1748 – 1812) und Johann Nikolaus Tetens (1736 – 1807) gehörten astronomische Themen zum Unterricht.

Ackermann bittet die Regierung, im westlichen Schlossturm errichten zu dürfen. Der Turm soll mit einer Kuppel und Galerie versehen werden. Ein Ziel der Sternwarte soll die Beobachtung des Venusdurchgangs vor der Sonne sein (03.06.1769). 1768 wird Ackermann zum Prorektor ernannt. In seiner 1770 veröffentlichten Antrittsrede berichtet er von ersten Beobachtungen auf der Sternwarte.

Das Observatorium wird im achteckigen Südturm des Kieler Schlosses untergebracht, nicht im Westturm, wie Ackermann vorgeschlagen hatte. Die Kammer (Durchmesser 4,5 m, Höhe 7 m) hat an 7 Seiten Fenster, aus denen beobachtet werden kann.

Zu Ackermanns Beobachtungen gehört die Messung der geographischen Breite der Sternwarte, eine partielle Sonnenfinsternis am 04.06.1769, einige Kometen des Jahres 1769 und eine Zodiakallichtbeobachtung vom 01.03.1769.

1770 bittet Ackermann um neue Instrumente zum Ausbau der Sternwarte. Es entsteht ein Zwist mit Ljungberg, da dieser die Beobachtungskammer für zu eng und baufällig für wertvolle neue Instrumente hält. Die Sache geht an die Regierung, die komplizierte Gutachten anfordert und sich somit weitere Ausgaben vorläufig vom Hals hält.

Auf dem Schlossturm macht Ackermann auch meteorologische Messungen (1767 u. 1768). Er registriert Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windrichtung. Die erforderlichen Baroskope und Thermometer hat er selbst konstruiert. Die höchste Temperatur misst er mit + 33°, die tiefste mit – 16°.

In seinen letzten Lebensjahren kümmert sich Ackermann immer weniger um die Sternwarte, noch vor seinem Tode wird der Mathematiker Nikolaus Theodor Reimer (1772 – 1832) zum Sachverwalter des Observatoriums ernannt. Im Dezember 1800 bittet dieser den Kurator um einen Spiegelsextanten, ein achromatisches Fernrohr, eine Pendeluhr, Erd- und Himmelsgloben und ein besseres Astrolabium. Der Kurator berichtet dem dänischen König: „Wegen der schlechten Beschaffenheit der Sternwarte sind kostspielige Anschaffungen von neuen Instrumenten nicht einmal ratsam“. 1806 bringt Reimer sein Anliegen erneut vor und bittet zusätzlich um ein „Teleskop nach Herschel“. Seinem Brief liegt ein Verzeichnis der im Jahr 1805 vorhandenen Instrumente bei. Hierbei tauchen einige verloren geglaubte Geräte aus der Zeit Reyhers auf und der 1804 neu angeschaffte Spiegelsextant von Hadley.

Im Jahre 1820 hat die Universität den Schlossturm wieder an die Regierung gegeben, da er sich für weitere Beobachtungen letztendlich als zu eng und baufällig erwies.  

 

 

 

2. Astronomisch bedeutende Personen mit Bezug zu Kiel

 

Name

Leben

in Kiel von-bis

Funktion

Bemerkungen

Samuel Reyher

 

1635 – 1714

1665 – 1714

UNI-Professor

 

Johann Friedrich

Ackermann

1726 – 1804

1760 – 1804

UNI-Professor

Gründung des Schlossobservatoriums 1769

Johann Friedrich Gottlieb Schrader

1763 – 1833

1792 – 1798

UNI-Professor

Bau der ersten Spiegelteleskope in Deutschland

Christian August Friedrich Peters

1806 – 1880

1872 – 1880

UNI-Professor

 

Karl Friedrich Wilhelm Peters

1854 – 1894

1872 – 1888

UNI-Professor

 

Ernst August Lamp

1850 – 1900

1881 – 1897

UNI-Professor

 

Carl Nikolaus Adalbert Krueger

1832 – 1896

1880 – 1896

UNI-Professor

 

Heinrich Carl Friedrich Kreutz

1854 – 1907

1888 – 1907

UNI-Professor

 

Hermann Kobold

1858 – 1942

1902 – 1924

UNI-Professor

Herausgeber der

Astronomischen Nachrichten

Paul Harzer

1857 – 1932

1896 – 1925

UNI-Professor

 

Ernst Grossmann

1863 – 1933

1902 – 1905

UNI-Professor

 

Elis Strömgren

1870 – 1947

1904 – 1907

UNI-Professor

 

Alexander Wilkens

1881- 

1909 – 1916

UNI-Professor

 

Hans Rosenberg

1897 – 1940

1926 – 1934

UNI-Professor

 

 

 

 

 

 

Carl Wilhelm Wirtz

1879 – 1939

1919 - 1937

Astronom

s.u.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Carl Wilhelm Wirtz:

An der Kieler Sternwarte publizierte Wirtz seine bedeutenden Arbeiten über die Statistik der Radialgeschwindigkeiten von 42 Spiralnebeln.

Er war nachweislich der Erste, der einen Zusammenhang zwischen Entfernung und Fluchtgeschwindigkeit gefunden hatte (VdS Journal Nr. 18 III/2005 S. 143).

 

 

3. Zeitleiste Astronomiegeschichte in Kiel

 

JAHR

Ereignis

Person

 

Bemerkungen

1665

Gründung der Universität Kiel

Samuel Reyher

hält astronomische Vorlesungen

1762-

1863

Zugehörigkeit zu Dänemark

 

1863 marschiert Bismarck in Schleswig-Holstein ein und besiegt die dänischen  Truppen. Die Uni wird 1863 preußische Staatsuniversität

1769-

1820

Sternwarte in einem Turm des Kieler

Schlosses

Johann Friedrich Ackermann

 

1870-

1874

Arbeit an der Privatsternwarte Bothkamp

Hermann Carl Vogel

Privatsternwarte des Kammerherrn von Bülow auf dem Gut Bothkamp

1872

Verlegung der Altonaer Sternwarte nach Kiel

 

 

1938

Ende der Kieler Sternwarte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Publikation „Astronomische Nachrichten“

 

Für viele Jahre waren die „Astronomischen Nachrichten“ eine bedeutende Informationsschrift für alle astronomischen Ereignisse mit überregionaler Bedeutung.

 

 

Quellenangaben:

 

Autor

Titel

Verlag

Jahr